MAMMATUMOREN BEIM HUND
MAMMATUMOREN BEIM HUND
URSACHE UND BIOLOGISCHES VERHALTEN
Mammatumoren sind die häufigsten Tumoren der Hündin (>50%). 2 bis 20% aller nicht-frühkastrierten Hündinnen erkranken im Laufe ihres Lebens daran.
Nicht selten werden mehrere Tumoren in einem oder mehreren Komplexen entdeckt. Bei Rüden hingegen ist das Mammatumorrisiko äusserst gering (max. 1% aller Tumorträger).
Vor allem in den letzten beiden Zitzen (4. und 5. Mammarkomplex) werden Tumoren gefunden.
Etwa die Hälfte der Tumoren ist bösartig, von denen wiederum die Hälfte metastasiert. Die Metastasen können mit der Lymphe in die regionalen Lymphknoten, oder selten in andere Mammarkomplexe geschwemmt werden, oder auch über das Blut in Lunge, Leber, Nieren oder Knochen gelangen.
Das Tumorrisiko steigt ab dem 7. und erreicht den Höhepunkt im 10. bis 14. Lebensjahr
 
Das Entstehungsrisiko bösartiger Tumoren steigt bei der Verabreichung von Östrogen-/Gestagen-
Kombinationen in hoher Dosierung.
Hunde, die vor der 3. Läufigkeit kastriert werden, bekommen seltener Mammatumore, da die Grundlagen für einen Tumor schon sehr früh durch Hormone gelegt werden.
Wenn die Hündin vor der 1. Läufigkeit kastriert wird, ist das Risiko fast komplett eliminiert (0,05% des normalen Risikos). Eine Kastration vor der 2. Läufigkeit führt zu einem Risiko von 8%, während eine Kastration vor der 3. Läufigkeit mit einem Risiko von 26% behaftet ist. Eine spätere Kastration hat keinen Einfluss mehr auf die Entstehung von bösartigen Tumoren, sie zeigt aber immer noch einen positiven Effekt bei der Entstehung gutartiger Mammatumoren.
 
DIAGNOSE
Vor einer Therapie empfehlen wir ein Staging, d.h. wir suchen nach möglichen Metastasen. Dies wird
durch Lungen-Röntgen und Ultraschall des Bauches gemacht, oder vor allem bei grösseren Hunden mittels Computertomographie. Dabei wird immer auch die Gebärmutter begutachtet, und entschieden, ob eine Kastration angebracht ist.
 
THERAPIE-ARTEN UND NEBENWIRKUNGEN
Chirurgie
Die chirurgische Resektion ist die Therapie der Wahl. Ist die Umfangsvermehrung >1cm aber gut begrenzt, so wird der ganze Mammarkomplex entfernt. Zeigt die Umfangsvermehrung aber zusätzlich
invasives Wachstum, so wird eine regionale Mastektomie nötig, und es müssen mehrere benachbarte
Milchdrüsenkomplexe entfernt werden. Ist die Umfangsvermehrung >1cm und sind mehrere Komplexe
betroffen, so ist es oft sinnvoll die gesamte Milchleiste einer Seite zu entfernen.
Der Umfang der Resektion ist gegen die Belastung für das Tier abzuwägen.
Chemotherapie
Chemotherapie kommt bei Tumoren zum Zug, die in der Histologie malignes Verhalten zeigen.
Das Ziel mit der Chemotherapie ist es eine Metastasierung möglich hinauszuzögern. Die Chemotherapie wird meist 4x appliziert, im Abstand von 3 Wochen, und ist normalerweise sehr gut verträglich.
Eine weitere chemotherapeutische Möglichkeit ist die Therapie mittels metronomischer Chemotherapie. Diese ist sehr mild und wird ohne Probleme vertragen und hat (wie beim Menschen) gezeigt, dass sich dadurch die Tumoren verlangsamen.
Bestrahlung
Bestrahlung ist im Gegensatz zum Menschen beim Hund kaum je erforderlich, da eine aggressive Chirurgie kein psychisches Problem darstellt.
 
PROGNOSE
Es ist bekannt, dass sich gutartige Mammatumoren über Zeit in aggressive Tumoren verwandeln können. Je grösser ein Tumor ist, desto höher ist der Anteil an bösartigen Zellen darin. Deshalb ist eine frühzeitige Erkennung und Therapie oft lebensrettend.
Der Anteil an Hunden mit kleinen, umschrieben wachsenden und wenig invasiven bösartigen Tumoren, die innerhalb von zwei Jahren aufgrund eines Rezidivs sterben, liegt unter 25%.
Es überleben aber nur gerade 15 Prozent der Tiere ein Jahr, die zur Zeit der Entfernung des Primärtumors bereits Fernmetastasen aufwiesen.
Ein weiterer prognostischer Faktor ist die Grösse des Primärtumors. Ist der Tumor >5cm, ist die Prognose viel schlechter als bei einem Tumor, der <3cm ist.
Eine wichtige Rolle für die Überlebenszeit spielt auch die Art des Tumors. Bösartige Tumore, welche
aus Stützgewebe entstehen (Sarkome), haben eine schlechtere Prognose als solche, die aus Epithelgewebe (Karzinome) entstehen.
Mittels einer Biopsie kann man die Tumore in verschiedene Grade einteilen, die eine Aussage über
die Differenzierung der Zellen erlauben. Je besser die Zellen differenziert sind, umso sicherer die
Prognose.
Milchdrüsenzellen haben normalerweise verschiedene Rezeptoren, durch die sie auf Sexualhormone
ansprechbar werden. In bösartigen Tumoren ist es aber meistens so, dass diese Rezeptoren verloren
gehen und die Zellen nicht mehr von aussen her steuerbar sind. Eine Kastration oder eine hormonelle
Therapie kann somit keine Wirkung mehr zeigen.
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